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Ökologische Wende - aber wie?

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Kirchheim/Teck, BW, D, 21.04.2021, 15:54 Uhr
Fachartikel: +++ Wirtschaft und Finanzen +++ Bericht 8258x gelesen
Junges Äffchen im Urwald.
Junges Äffchen im Urwald.  Bild: Erik Karits. https://pixabay.com/.

Kirchheim/Teck, BW, D [ENA] Alle Kritiker unseres Wirtschaftssystems beklagen das ungebremste Wirtschaftswachstum. Doch was sind die Triebfedern dafür? Welche politischen Konsequenzen ergeben sich daraus? Gibt es Parteien, welche aus den Konsequenzen politische Forderungen aufstellen?

Der Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz arbeitet in seinem Buch „Das Geldsyndrom 2012. Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung.“ heraus, dass es das Zins- und Zinseszinssystem ist, das den permanenten Zwang zum Wirtschaftswachstum erzeugt. Das unaufhörliche Wachstum wird benötigt, um die Zinsen, die der Staat bzw. seine verschuldeten Bürger zurückzahlen müssen, zu bedienen. Denn diese Zinsen stellen ein Mehr dar, das der Kreditnehmer zusätzlich zum Kredit zurückzahlen muss. Deshalb müssen die Zinsen durch eine höhere Leistung erwirtschaftet werden, anderenfalls fährt man einen Verlust ein. Die erzwungene Steigerung der Leistung durch die Zinsen bildet auf einer höheren Ebene den Wachstumszwang unseres Wirtschaftens ab.

Die schwerwiegenden Folgen dieser systemischen Eigenschaft beschreibt Helmut Creutz wie folgt: „Alle Ausweitungen der Wirtschaftsleistung sind zwangsläufig mit Ausweitungen des Ressourcenverbrauchs, der Abfallberge und der Gesundheitsbelastung verbunden. Das gilt selbst für die meisten Investitionen im Umweltschutzbereich: Ob Lärmschutzwände, Schallschluckfenster und Häuser-Isolierungen, ob Klärwerke oder Filteranlagen, Windkraft – und Solaranlagen: Sie alle binden erst einmal Rohstoffe und Energie, und das nicht nur bei ihrer Erstellung, sondern häufig auch bei ihrem laufenden Betrieb.“ (Helmut Creutz: Das Geldsyndrom. 2012. Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung.: S. 311)

Das ist deswegen ein schwerwiegendes Problem, weil summa summarum jetzt schon der Punkt des Umkippens erreicht sei, an dem die Folgekosten höher sind als der Nettonutzen der Produkte, die durch das Wachstum geschaffen wurden. Und das bedeutet, dass die anhaltende Steigerung unserer Leistung nicht nur für die Natur, sondern auch für uns Menschen immer bedrohender wird.

Daraus muss die politische These folgen, dass jeder, der eine ökologische und soziale Wende verspricht, für eine Reformation unseres Geldsystems sein muss, weil er/sie sonst keine grundlegende Veränderung erreichen kann. Alle ökologischen Versprechen, welche den durch Zinsen verursachten Wachstumszwang nicht reformieren, sind leere Versprechen. Außerdem ist für eine ökologische Wende unbedingt nötig, die Preisbildung zu ändern.

„Die Dinge sind viel zu billig, weil die Extras, die Folgekosten nicht mit eingerechnet werden. Die Zerstörung der Natur spielt in unserer Ökonomie kaum eine Rolle. Natur ist gratis. Auch für die Marxisten im Übrigen. Das sind Rohstoffe. Denn Werte werden nur gebildet durch menschliche Arbeit. Die Termiten, die Korallen können arbeiten solang sie wollen. Das zählt nicht. Nur wenn Menschen es abbauen, kann es sich verrechnen im Volkseigentum (BIP). Schon das ist falsch.“ (Eugen Drewermann, vgl. https://www.youtube.com/watch?v=4Rc_KRcGn3I) Keine der etablierten Parteien und - soweit ich es überblicken kann - bisher auch keine einzige neue Partei wagt sich an dieses Thema heran. Warum wohl?

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