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Geschlossene Gesellschaft

Verantwortlicher Autor: Dieter Kurth Berlin, 17.12.2020, 15:51 Uhr
Presse-Ressort von: Dieter Kurt Bericht 7958x gelesen
... und es gab noch ein Leben neben Corona
... und es gab noch ein Leben neben Corona  Bild: Riesenberg

Berlin [ENA] "Es gibt nicht nur Schwarz-Weiss...", diese Worte hörte und las man in diesen Tagen sehr häufig. Als Floskel diente diese fundamentale Erkenntnis für jegliche Rechtfertigung von Fehleinschätzungen, Fehlentscheidungen oder Versäumnissen. Es ist ja auch ein Faktum, das nicht zu widerlegen ist.

Eigentlich war das gesamte Jahr 2020 von einer Thematik überlagert: Corona! Kaum einer der sich journalistisch Betätigenden, blieb davon verschont. Viele Themen, die sonst umfassende Aufmerksamkeit und Emotionen auslösten, verblassten unter dem Problem einer Pandemie ungewohnten Ausmaßes. Hinzu kam der Überraschungseffekt, welcher ja bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt immer noch anhält. Wenn man in der Rückschau die einzelnen gesundheitspolitischen Entscheidungen analysiert, waren diese eigentlich immer von kurzfristigen und zögerlichen Entscheidungen getragen. "Wir werden uns im Nachhinein viel zu verzeihen haben..." - so oder ähnlich hatte sich der Gesundheitsminister Spahn in der ersten Phase der Massnahmen gegen die Pandemie geäussert.

In allen Medien ordnete sich die Berichterstattung allen anderen Themen unter. So verschwanden wichtige Themen, die ob ihrer politischen Bedeutung sonst im Mittelpunkt standen, augenscheinlich an Bedeutung. Sie waren und sind natürlich noch immer vorhanden - doch "Corona" überstrahlte alles. Jedoch war für die "NormalbürgerInnen" die Orientierung nicht immer leicht. Neben den verantwortlichen Politikern (sowohl weibliche als auch männliche) traten immer neue Experten und "Informierende" in den Fokus der Öffentlichkeit und offenbarten ihre Erkenntnisse in mehr oder weniger verständlicher Form, meist jedoch verbunden mit statistischen Auswertungen, deren Ursprung und Wahrscheinlichkeit oft nur schwer nachvollzogen werden konnte.

Wer sich ein wenig mit statistischen Methoden auskennt, dem werden die vielen unterschiedlichen Ansätze sicher aufgefallen sein. Es schien häufig so, dass die statistische Auswertung nicht nüchtern die Situation widerspiegelte sondern einer erhofften Entwicklung angepasst wurde. Es ist unbestreitbar, dass eine medizinische Ausnahmesituation vorliegt. Weltweit gab und gibt es bisher kein sicheres Konzept zur Verfahrensweise im Falle einer derartigen pandemischen Erkrankungsausbreitung. Das nunmehr jeder sich berufen fühlte, eigene Standpunkte zu formulieren - so abstrus sie auch anmuteten - war im Wirrwarr der staatlich-öffentlichen Informationspolitik nicht verwunderlich. Mann erinnere sich nur an die anfängliche "Masken-Diskussion".

Man stelle sich vor, dass viele Menschen in einen See springen - sowohl gute als auch weniger gute Schwimmer - und erstmal einfach ziellos losschwimmen. Dann merken sie, dass das rettende Ufer nicht mehr in Sichtweite ist oder vielleicht im Nebel versunken ist. Die Orientierung ist verloren gegangen, die Kräfte schwinden und jeder versucht irgendwo das rettende Ufer zu erreichen. Nur weiss jetzt keiner mehr genau wo es am nächsten ist und rudert erstmal planlos umher. Ausserdem gibt es auch einige, die schlicht ihre Kräfte schlecht eingeschätzt haben und hektisch nach dem "rettenden Strohhalm" suchen.

Nun ist nicht zu übersehen, dass jeder die Statistik in den Veröffentlichungen so darstellt, dass es den beabsichtigten Effekt unterstützt. D. h. man kann die gleichen Werte mit einer differenzierten Darstellung nutzen, um beruhigend zu wirken oder aber Angst zu verstärken. Jeder hat die Möglichkeit, sich auf der Internetseite des Robert-Koch-Institutes mit den ständig aktualisierten Informationen über die Entwicklung der Pandemie zu informieren. Dabei ist natürlich auch das RKI nicht frei von Informationslücken. Die Informationen werden schliesslich dezentral erhoben und sind nur so genau, wie der "Erfassende" seine Arbeit akribisch ernst nimmt.

Zwei einfache Beispiele zeigen, wie mann mit einfacher Verschiebung von Daten, jedoch ohne diese zu verfälschen, einen abweichenden Aussageinhalt erzielen kann. Die Grafiken sind auf der Grundlage der Daten des RKI nur in unterschiedlicher Bereichseinteilung erstellt und können nun vom Betrachter entsprechend unterschiedlich beurteilt werden. Der nicht eingeweihte Betrachter könnte aus diesen Darstellungen schliessen, dass bis zu Alter von 34 Jahren keinerlei Gefahr für Leib und Leben besteht.

Noch verstärkt wird dieser Eindruck, wenn mann die Altersgruppen noch mehr vereinfacht. Dies ist nur ein Beispiel, kann aber dazu führen, dass dem oberflächlichen Betrachter, der nur die reine Information "abgreifen" will, ein anderer Eindruck vermittelt wird als gewünscht. Oder war es vielleicht Absicht? Hinzu kommt, dass fast täglich neue Informationsfluten aus allen Medien vergossen wurden, die selbst den - mit medizinischen Inhalten Vertrauten - etwas in Verwirrung bringen konnten. Was sollte da erst der sogenannte "Normalbürger" machen, der ob diesem Durcheinander von Wissenschaft und Politik leicht die Orientierung verlieren kann?

Obwohl die Unsicherheit in der Bevölkerung groß genug ist, werden auch von den Experten immer wieder Becher von Öl ins Feuer gekippt. Die Initiative der Regierung, allen Bürgern mit einem Lebensalter über 60 Jahre einige FFP2-Masken unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, ist sicher gut gemeint. Leider wird dies nicht durch die Aussage von Herrn Prof. Zastrow in den Medien unterstützt, dass dies sozusagen "ein unglaublicher Fehler und eine völlig falsche Massnahme ist". So überrascht es nicht, dass in der Bevölkerung Missmut entsteht. Allerdings ist das Leugnen der Pandemie in etwa so, wie das laute Singen oder Pfeifen im dunklen Wald, wenn man denkt, davon werden Angst und Gefahr gebannt.

Als Journalist sollte man stets die unmittelbaren Fakten im Auge behalten. Vor allem wenn man unabhängig ist und wirklich nur die Tatsachen zählen. Leider ändern die sich mindestens täglich und taugen nicht zur objektiven Berichterstattung. Ansonsten entstehen schnell Fehlinterpretationen, wie z.B. die Triage-Ente aus Sachsen, die anmutete wie eine Kriegsberichterstattung. Hoffen wir, dass man einander nicht allzu viel verzeihen muss und 2020 nicht nur als Katastrophenjahr in Erinnerung bleibt. Heben wir uns noch etwas für 2021 auf.

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