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Fett durch den Winter

Verantwortlicher Autor: Peter-G. Rademacher ENA Oliver Schöpf DVPJ Teningen, 22.01.2023, 18:08 Uhr
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Teningen [ENA] Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Fett nicht mehr en vogue. Wir achten auf fettarme Lebensmittel, Blutfettwerte in Verbindung mit Cholesterinwerten sind bei Routineuntersuchungen Standard und werden in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt. Bei den Konsumenten ist das fettarme Essen zur Mentalität geworden. Wenn wir genauer hinsehen ist Fett nicht gleich Fett.

Wir erkennen mehrere Arten oder Klassen von Fett. Wie so oft gibt es eine große Studienlage zu diesem Thema und wir als Laien erfahren, dass es gute und schlechte Fette gibt. Tierische feste Fette, sogenannte gesättigten Fettsäuren gelten als nichtgesundheitsfördern und Öle, sogenannte ungesättigten Fettsäuren als gesundheitsfördernd. Grundsätzlich sei erwähnt, dass es kein gut oder schlecht bei naturbelassenen Nahrungsmitteln gibt. Korrekt ist, dass wir von Mangel oder einseitiger Ernährung sprechen können. Auf der anderen Seite können wir bei vielen industriell veränderten Nahrungsbestandteilen Gesundheitsbelastungen feststellen.

Sofern wir über feste naturbelassene Fette sprechen, können wir eine gesundheitsbelastende Eigenschaft nur schwer feststellen. Auch das zeigt die seriöse Studienlage. Menschen, die beispielsweise in arktischen Regionen leben, würden den Winter ohne tierische Fette nicht überleben können, da feste Fette der wichtigste Energielieferant in diesen Regionen darstellen. Man könnte auch sagen, je kälter die Region und je höher der Energieaufwand, desto wichtiger die festen tierischen Fette in der Grundnahrung. Die sogenannten festen tierischen Fette liefern nicht nur langanhaltende Energie, sondern auch Baustoff für Zellmembranen.

Die Inuit in Nordamerika verpflegen sich mit fetten Robbenfleisch und in Nepal trinkt man Buttertee. In Indien ist die geklärte Butter Ghee auch Bestandteil der traditionellen Medizin. Auch für die Aufnahme und Verwertung von fettlöslichen Vitaminen spielen die festen Fette eine Rollre. So ist Butter eine der seltenen Lieferanten von Vitamin A. Dieses Vitamin kommt meist nur in seiner Vorstufe in der Natur vor und schütz vor allem die Schleimhäute der Luftwege. Des Weiteren sind diese Fette sehr wichtig für das Gehirn, Nerven- und Immunsystem.

. Warum sollte man auf diese Nahrungsmittel verzichten, wenn man im Winter friert und mit Erkältungskrankheiten zu kämpfen hat?! Die Natur kennt kein gut oder schlecht. Aus diesem Grunde sollten wir solche Bewertungen immer hinterfragen, denn es gibt höchstens ein ungeeignet oder eine falsche Verwendung. So ist Wasser neben Atemluft, der dringlichste Stoff, den wir zu Leben benötigen. Dennoch kann man sich mit Wasser auch vergiften oder gar daran ersticken. Immer wenn wir gesagt bekommen, man sollte ein natürliches und naturbelassenes Grundnahrungsmittel aus dem Speiseplan entfernen, ist eine natürliche Skepsis zu empfehlen. Es versteht sich von selbst, dass bestehende Erkrankungen unter gegebenen Umständen eine spezielle Diät erfordern.

Der Diabetiker muss selbstverständlich auf die Menge der Kohlenhydrate achten, die er täglich zu sich nimmt. In der Krebstherapie haben sich mittelkettige Triglyceride - aus Kokosnussfett gewonnen - bewährt. Auch der bewusste Nahrungsentzug durch das Fasten kann heilende oder gesundheitsfördernde Wirkung haben, aber keiner würde auf die Idee kommen nicht mehr zu essen. Außerdem verursachen die festen Fette weder Übergewicht oder Fettleibigkeit. Was uns „fett“ macht, sind nicht verwertete bzw. nicht „verbrannte“ Kohlenhydrate verbunden mit zu wenig körperlicher Arbeit. Für das Wachstum des Gehirns von Kindern ist das feste Fett von wichtiger Bedeutung.

Die zunehmende Fettleibigkeit der Kinder ist von Kohlenhydraten verursacht, denn der Körper wandelt nicht verbrannte Kohlenhydrate in Fett um. Um wiederum das sogenannte Speicherfett abzubauen müssen wir den Körper durch Bewegung belasten. Nach mindestens einer halben Stunde körperlicher Belastung schaltet die Leber die Fettverbrennung der Speicher ein. Auf der anderen Seite lässt sich behaupten, dass eine moderate Menge an Speicherfett, also das kleine Bäuchlein oder der kleine Rettungsring, von der Natur gewollt ist, da der Mensch den größten Teil seines Daseins keine geregelten Mahlzeiten zu sich nehmen konnte und auf Reserven angewiesen war.

Der schlanke, mit Muskeln bepackte Körper ist aus Sicht der menschlichen Evolution nur ein Schönheitsideal. Es empfiehlt sich besonders im Winter fett zu essen um den Energiehaushalt aufrecht zu erhalten, sodass man bei fallenden Temperaturen nicht so leicht fröstelt. Zugleich stützen feste Fette das Immunsystem und erhöhen die Aufnahme von schützenden Vitaminen. Im Allgemeinen ist anzuraten das „fettarm“ bei Nahrungsmitteln nicht mehr als grundlegende Richtlinie zu betrachten.

Jeder, der schon in die Lage gekommen ist, richtig gehungert zu haben misst dem Fett eine große Bedeutung zu. Wir leben in einer polarisierten und polarisierenden Welt. Jeder ist Experte und schätzt das eine oder andere als gut oder schlecht ein. Nur wenn wir aufhören die Dinge in gut oder schlecht zu kategorisieren, werden wir die Synergismen in der Natur und das Miteinander in der Gesellschaft wieder erkennen.

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